Der beeindruckende Maya-Komplex Aguada Fénix

Der vor fast 5000 Jahren errichtete Zeremonialkomplex der Maya in Mexiko ist wesentlich größer, als zuvor angenommen. Diese Erkenntnis hat Archäologen überrascht, da beim Bau des Komplexes einige Besonderheiten zum Tragen kamen.

Aguada Fénix, die früheste und größte bekannte Monumental-Anlage der Maya-Kultur, wurde 2017 entdeckt und 2020 im Fachjournal „Nature“ vorgestellt. Das Forschungsteam unter der Leitung von Takeshi Inomata von der University of Arizona in Tucson hat nun neue Erkenntnisse zu dieser beeindruckenden Anlage präsentiert. Demnach ist die Struktur noch viel umfangreicher als ursprünglich angenommen.

Entdeckung mit modernster Technologie

Das Team um Inomata verwendete das innovative Lidar-Verfahren (Light Detection And Ranging), um im Flachland nahe der Grenze zu Guatemala auffällige Bodenstrukturen zu identifizieren. Diese Technik nutzt Laser, die von Flugzeugen aus gesendet werden, um die Erdoberfläche zu scannen und Strukturen sichtbar zu machen, die unter Vegetation verborgen sind.

In der Region wurden mehr als 20 bedeutende Zeremonialzentren dokumentiert. Das größte darunter ist Aguada Fénix, das über ein künstlich errichtetes, rechteckiges Plateau verfügt, das mehr als 1,4 Kilometer lang und 400 Meter breit ist. Es erhebt sich um zehn bis 15 Meter über das umliegende Flachland und wird von niedrigen Plattformen gesäumt.

Erweiterte Erkenntnisse über den Komplex

Die Gruppe von Inomata hat nun in der Zeitschrift „Science Advances“ veröffentlicht, dass die gesamte Anlage weit umfangreicher ist, als zunächst bekannt. Sie orientiert sich entlang zweier Achsen in Kreuzform, die jeweils neun und 7,5 Kilometer lang sind. Neben den bereits bekannten Plattformen umfasst sie auch ein System miteinander verbundener Kanäle und Dämme, die bis zu 35 Meter breit und 5 Meter tief sind.

„Obwohl die Kanäle vor der Aufgabe der Stätte nicht vollständig angelegt wurden, zeigt das gesamte Design und die Konstruktion von Aguada Fénix eine ambitionierte und beeindruckende Herangehensweise, die über unsere anfängliche Einschätzung hinausgeht, die lediglich auf der Größe des Hauptplateaus basierte“, berichtet das Forschungsteam.

Vergleich mit anderen Stätten

Die Anlage übertrifft in ihrer Größe das nahegelegene Maya-Zentrum Tikal in Guatemala sowie das nicht zur Maya-Region zählende Teotihuacán, bekannt für seine großen Pyramiden, die beide erst Jahrhunderte später entstanden sind.

Fehlende Hinweise auf soziale Schichtung

Interessanterweise zeigen diese Stätten, die in einer hierarchisch strukturierten Gesellschaft mit ausgeprägten Eliten errichtet wurden, dass Aguada Fénix – genutzt zwischen 1050 und 750 vor Christus – keinerlei Hinweise auf eine soziale Schichtung aufweist. Dies wirft die Frage auf, was die Menschen in einer überwiegend egalitären Gesellschaft dazu brachte, an einem solch großangelegten Projekt mitzuwirken.

Das Team geht davon aus, dass die Anlage das Weltbild der damaligen Kultur widerspiegelte, ähnlich einem „Kosmogramm“. Die Planung könnte durch einzelne Spezialisten erfolgt sein, die zwar keine zwanghaften Mittel hatten, aber möglicherweise durch ihr esoterisches Wissen Respekt erlangten und dadurch viele Menschen zur Teilnahme an den Bauarbeiten und Ritualen motivierten. Die Hypothese entsteht, dass diese Spezialisten später zu Maya-Herrschern aufstiegen.

Ausrichtung der Struktur

Der Studie zufolge ist die größte Plattform vermutlich so ausgerichtet, dass sie während des Sonnenaufgangs am 24. Februar und am 17. Oktober sichtbar ist. Dazwischen liegen 130 Tage, was genau der Hälfte der 260 Tage des rituellen Maya-Kalenders entspricht.

Zusätzlich berichtet das Team über den Fund einer kreuzförmigen Kammer mit Jade-Objekten auf der zentralen Plattform. Im Zentrum dieser Kammer entdeckten sie eine weitere kreuzförmige Vertiefung, die Farben für verschiedene Himmelsrichtungen beinhaltete.

„Wir wissen, dass bestimmte Farben mit bestimmten Himmelsrichtungen verbunden sind. Dies ist für alle mittelamerikanischen Kulturen sowie für viele indianische Kulturen Nordamerikas von Bedeutung“, wird Inomata in einer Mitteilung seiner Universität zitiert. Der Fund gilt als der früheste Beleg in Amerika für derartig platzierte Farbpigmente.

Philip Wienberg
Philip Wienberg

Co-founded Germany's first alcohol-free craft beer brand in 2018. Now a freelance Copywriter & Creative Director with 15+ years in top German ad agencies. Led teams of 30+ creatives, winning 100+ awards together - some even for real work, not just the award circuit.

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