Über viele Jahre hinweg reiste ich um den Globus und besuchte mehr als 70 Länder. Diese Erfahrungen mit der Tierwelt und unterschiedlichen Kulturen bereiteten mich auf das Muttersein vor. Wie auch abenteuerliche Reisen verlangt die Mutterschaft viel Mut, Anpassungsfähigkeit und Offenheit für Überraschungen.
Ich habe Elefanten in Nepal gebadet, mich in Guatemala mit einem Affen um Pfannkuchen gestritten und in Brasilien schlaflose Nächte in mit Kakerlaken befallenen Bussen verbracht. Während meiner Reisen lernte ich Demut, wurde überrascht und auf die Probe gestellt. Manchmal sehnte ich mich danach, einfach nach Hause zu gehen, während ich mich zu anderen Zeiten lebendiger und glücklicher fühlte als je zuvor. Dies gleicht dem alltäglichen Leben einer Mutter. Nur zu gut wissen Mütter, wie es ist, ein zappelndes Kleinkind zu baden, sich mit kleinen „Äffchen“ um das Frühstück zu streiten und unzählige schlaflose Nächte hinter sich zu lassen.
Für mich sind Mütter und andere engagierte Betreuer echte Abenteurer – selbst wenn sie ihre Nachbarschaft kaum verlassen. Das habe ich in den vergangenen 27 Jahren gelernt, während ich über fünf Kontinente gereist bin. Dennoch ist die Mutterschaft das wildeste und gleichzeitig wundervollste Abenteuer meines Lebens.
Inspiration durch Gorillas
Bevor ich Mutter wurde, arbeitete ich saisonal in Skiorten und Nationalparks, was es mir ermöglichte, für monatelange Rucksackreisen zu sparen. Dieses Nomadenleben führte schließlich dazu, dass ich Autorin und Redakteurin für nationale Reisemagazine wurde. Ich hatte die einmalige Gelegenheit, im Volcanoes-Nationalpark in Ruanda eine Gorillamutter mit ihren Zwillingen zu beobachten. Dieser Moment weckte in mir den Wunsch nach einem anderen, ganz ursprünglichen Abenteuer, das mit keinem Flugzeug, Bus oder Zug zu erreichen war. Ich sehnte mich nach der tiefgehenden, inneren Reise des Elternseins. Glücklicherweise war mein Mann Mike bereit, dieses Abenteuer mit mir zu teilen.
Abenteuerreisen und das Leben mit einem Baby
In den ersten Tagen nach der Geburt meiner Tochter schien mir die frühe Mutterschaft seltsam vertraut, da ich dieses benommene und gleichzeitig faszinierte Gefühl zuvor in Indien erlebt hatte. An unserem ersten Tag in Kalkutta erlebte ich in einem alten gelben Taxi mehr Armut als je zuvor, zugleich aber auch mehr Schönheit und Menschlichkeit. Ich erkannte, dass dieses intensive Leben jeden Tag weitergeht, selbst wenn ich zuvor nichts darüber wusste. Ähnlich fühlte sich das Leben mit einem Neugeborenen an.
In den ersten Monaten meiner Mutterschaft erlebte ich ein Gefühl von Abenteuer, Angst, Staunen und Aufregung, das mich an meine Reisen zu den Maya-Ruinen in Mexiko, beim Wildwasser-Rafting in Simbabwe und beim Aufstieg auf den Half Dome in Yosemite erinnerte. Es erforderte den gleichen Mut und die Ausdauer, um all dies zu bewältigen. Doch die tiefe Liebe für mein Baby übertraf alles, was ich zuvor gefühlt hatte.
Neue Perspektiven auf das Leben
Als meine Tochter ein Kleinkind wurde, betrachtete ich sie als meine kleine Reisepartnerin, die alltägliche Geschehnisse in neue Abenteuer verwandelte. Die Suche nach Marienkäfern und Schnecken wurde zu unserer Safari, während Gespräche mit verschiedenen Nannys und Eltern im Park zu einem interkulturellen Austausch führten. Zoobesuche glichen Wanderungen durch den Regenwald, bei denen wir Aras und Affen beobachten konnten. Egal wohin wir gingen – durch ihre Augen entdeckte ich die Welt immer wieder neu.
Wenn die Dinge chaotisch wurden oder ich mich wie eine Versagerin fühlte, erinnerte ich mich daran, wie oft ich auf meinen Weltreisen ähnliche Gefühle erlebt hatte. In der Mutterschaft gibt es keine „Bestnote“, genau wie auf einer Reise durch ein unbekanntes Gebiet. Man wird sich verirren und Fehler machen. Das Vertrauen in die Großzügigkeit von Fremden und die Unterstützung anderer, die sich ebenfalls auf einem wilden und unvorhersehbaren Weg befinden, ist von Bedeutung. Am Ende kann man nur sein Bestes geben und sich von seinem inneren Kompass leiten lassen.
Jetzt, wo meine Tochter 12 Jahre alt ist, wird mir bewusst, dass sie bereits die Mentalität einer Reisenden besitzt: Mut, Neugier, Flexibilität und Freundlichkeit. Wo auch immer das Leben sie hinführt, sie wird für das Abenteuer bereit sein.









